Binnengewässer und Seen

Die Zahl aller Seen allein in Deutschland wird auf 15.000 bis 30.000 geschätzt – und in diese Zahlenspanne sind nur die Gewässer einbezogen, die größer als ein Hektar sind. Doch was genau macht eigentlich einen See aus? Was unterscheidet ihn von anderen Gewässern?

Zuerst einmal sind Seen Stillgewässer. Das bedeutet, dass es im Wasser keine starke Strömung gibt (wie z.B. in Flüssen). Seen können aber Zuflüsse von Flüssen, Bächen oder dem Grundwasser erhalten, wodurch das Wasser erneuert wird. In Seen ohne große Zuflüsse erneuert sich das Wasser sonst durch Verdunstung und Niederschlag (Link Wasserkreislauf). Außerdem findet man in Seen nur Süßwasser, zumindest in Deutschland.

In Deutschland gibt es viele Seen, die nicht natürlich entstanden sind. Dazu zählen zum einen Stauseen, bei denen Wasser, z.B. ein Fluss, an einem Damm aufgestaut wird. Oft werden diese Stauseen angelegt, um sie für die Energiegewinnung zu nutzen. Neben Stauseen finden sich auch künstlich angelegte Baggerseen. Diese werden zumeist angelegt, nachdem eine große Menge Kies oder Sand abgebaut wurde. Um die Gegend zu renaturieren, d.h. wieder für die Pflanzen- und Tierwelt zugängig zu machen, werden diese Kuhlen dann mit Wasser gefüllt und bepflanzt.

Seen sind Lebensraum für ganz unterschiedliche Lebewesen. Einige kann man selbst gut beobachten, z.B. Pflanzen wie Schilfrohr und Tiere wie Frösche oder Insekten. Schon etwas schwieriger zu entdecken sind Fische, Algen und Bakterien, die am Boden des Sees leben. In Deutschland kommen sowohl Raubfische wie Hechte und Barsche vor als auch Friedfische wie Karpfen und Schleien vor. Als Raubfische bezeichnet man Fische, die sich (auch) von anderen Fischen ernähren; Friedfische beschränken sich beim Essen auf Pflanzen, Insekten und Schnecken. Die meisten Fische, die in Seen leben, sind auch in Flüssen verbreitet, allerdings bevorzugen sie dabei langsam fließende Gewässer. Am häufigsten kommen in Deutschland Rotaugen und Rotfedern vor, die 12 bis 19 Jahre alt werden. Hechte hingegen können sogar ein Alter von 30 Jahren erreichen.

Alle Lebewesen am und im See stehen in häufigem Kontakt miteinander. Weil sie sich voneinander ernähren, spricht man von einem Nahrungsnetz. In diesem Nahrungsnetz produzieren Pflanzen durch Fotosynthese Sauerstoff, den Tiere und Bakterien verbrauchen und werden deswegen Erzeuger genannt. Außerdem sind die Pflanzen Nahrungsgrundlage für Tiere wie Fische, die Verbraucher. Kleinere Fische werden außerdem von größeren Raubfischen gefressen. Wenn Pflanzen oder Tiere sterben, werden sie von Bakterien, den Zersetzern, zersetzt und so wird die Nahrung für Pflanzen geschaffen.

Doch nicht überall im See können Pflanzen leben. Deswegen unterteilt man Seen in zwei Schichten: die sog. Nährschicht und die sog. Zehrschicht. In die Nährschicht tritt Licht ein und dadurch produzieren Pflanzen Nährstoffe und Sauerstoff. Darunter liegt die Zehrschicht, in die kein Licht mehr eindringt und in der deswegen nur Tiere und Bakterien leben. Auch hier gibt es aber genug Nährstoffe für sie, denn diese sinken von der Nährschicht auf den Boden herab. Die Zehrschicht ist im Sommer übrigens kälter als die Nährschicht, weil die Oberfläche von der Sonne erwärmt wird. Das ist dir beim Baden bestimmt schon einmal aufgefallen.