Fisch ist nicht gleich Fisch

Von der artgerechten Zierfischernährung zu gesunden Fischen und optimalem Wasser

Erläuterungen von Barbara Klingbeil

Lassen Sie uns die Ausführungen über artgerechte Zierfischernährung mit einem Zitat von Prof. Dr. sc. nat. Heinz Brehmer* beginnen, welches heißt: „Die Fütterung ist mehr als Ernährung der Fische, es ist Fütterung des ganzen Aquariums.“ Denn wie entscheidend eine richtige Futterauswahl und das Fütterungsverhalten für die Gesundheit der Fische und ein stabiles Ökosystem im Aquarium sind, werden mit den folgenden Ausführungen deutlich:

Die Anatomie des Verdauungsapparates der Fische hat viele Parallelen zu derjenigen von Warmblütern. So besteht der Vorderdarm der Fische aus Mundhöhle, Speiseröhre und Magen. Hier wird die Nahrung mechanisch zerkleinert und vorverdaut. Jedoch fehlt einigen Fischarten der Magen, z. B. lebendgebärenden Zahnkarpfen und Karpfenfischen, die daher leichtverdauliche Kost benötigen. Hauptort der Verdauung ist der Mitteldarm, hierzu zählen Leber, Galle und Bauchspeicheldrüse. Diese stellt einen großen Anteil an Verdauungsenzymen her, welche Proteine, aber auch Fette und Kohlenhydrate in der Nahrung aufspalten. Die Enzymproduktion wird u.a. durch Hormone gesteuert. Stress, ungeeignete Wasserwerte oder eine fehlende Mikrobenfauna verringern die Enzymproduktion und damit die Futteraufnahme der Fische. Schnell können Mangelerscheinungen zu Fischkrankheiten führen. Der Enddarm dient der Wasserresorption. Am Ende werden unverdauliche Nahrungsbestandteile ausgeschieden.

Mit welchen Sinnen können Fische überhaupt ihr Futter suchen?
Fische können gutes Futter riechen, denn ihr Geruchssinn ist gut ausgebildet. Die Nase ist jedoch nicht wie beim Menschen mit dem Rachenraum verbunden, sie ähnelt eher einer Röhre. Auch haben Fische Geschmack. Die Sinneszellen hierzu liegen auf den Lippen oder Barteln und allein durch Abtasten kann also Nahrung wahrgenommen werden. Fische sind kurzsichtig, doch auch mit wenig Sehschärfe und aus der Nähe können sie sich trotzdem einige Nahrungsbestandteile sichern. In den Gewässern der Natur herrschen oft trübe und dunkle Verhältnisse, da ist es wichtig, dass sich die Nahrung bewegt, damit sie wahrgenommen wird.

Alles in Allem ist die artgerechte Ernährung der Zierfische im Aquarium sehr spannend und Grundvoraussetzung für gesunde Fische und ein langlebiges Biotop.

Welche Darreichungsform für welche Fische?
Mit den Maulformen der Fische werden Nahrungsaufnahme und Größe der Futtersorten bestimmt. So besitzen Salmler z. B. ein oberständiges Maul, sie nehmen ihre Nahrung von der Wasseroberfläche auf. Der Fischkörper muss hierzu nicht aus dem Wasser herausragen, so dass sie nicht von Räubern wie Vögeln erbeutet werden. Flocken und Crisps sind für diese Fische optimal, denn diese treiben an der Wasseroberfläche und weichen sehr schnell durch, so dass sie von den Fischen in kurzer Zeit aufgenommen werden können.

Dagegen halten sich Fische mit unterständigem Maul wie Welse in Bodennähe auf, gründeln zur Nahrungssuche und weiden auch festgewachsene Algen vom Untergrund ab. Futtertabletten und Wafer sinken direkt auf den Boden des Aquariums und dienen hier den Welsen als Nahrungsquelle.

Ein endständiges Maul besitzen z. B. Cichliden. Sie erbeuten frei schwimmende Nahrung aus allen Bereichen des Wassers. Daher gibt es TetraCichlid in vielen verschiedenen Darreichungsformen, d.h. als Flocken, Crisps, Granulate oder Sticks. Einige Spezialisten passen jedoch nicht in die oben aufgeführten Kategorien. Kugelfische besitzen vier starke Zahnleisten, mit denen sie Muscheln und Schnecken aufknacken können. Werden die „Zähne“ nicht abgenutzt, sind Kugelfische nicht mehr in der Lage, Nahrung aufzunehmen – sie verhungern. Dagegen haben Karpfenfische Schlundzähne, mit denen sie die Nahrung erst im Rachen zerkleinern. Schützenfische erzeugen einen starken Wasserstrahl, mit dem sie ihre Beute, beispielsweise Insekten, von den Bäumen herunterholen.

Häufig stellt sich die Frage, ob ein Hauptfutter für alle Aquarienbewohner in einem Gesellschaftsaquarium mit vielen verschiedenen Fischarten ausreichend ist. Man unterscheidet grundsätzlich omnivore (allesfressende) von herbivoren (pflanzen-fressenden) und carnivoren (fleischfressenden) Fischen. Aquarienfische gehören in der Regel zu den omnivoren und herbivoren. Sowohl Alles- als auch Fleischfresser kommen nicht ohne pflanzliche Nahrung leben. Denn die Beutetiere in der Natur ernähren sich hauptsächlich von Pflanzen, welche die Fische wiederum beim Fang mit aufnehmen. Pflanzenfresser kommen nicht ohne tierische Nahrung aus. Denn viele Kleinstlebewesen wie Einzeller sitzen im Algenrasen oder auf Pflanzen und werden damit von den Fischen bei der Nahrungssuche aufgenommen. Die Fische im Gesellschaftsaquarium sind also bestens mit einem Hauptfutter versorgt. Anders sieht es in einem Artaquarium aus: Hier kann der Aquarianer gezielter füttern und wer würde den Fischen dann nicht das beste Spezialfutter wie TetraGuppy oder TetraCichlid anbieten?!

Barbara Klingbeil ist Diplom-Biologin und arbeitet seit vielen Jahren für Tetra als freiberufliche Schulungsleiterin, als aquaristische Beraterin im Handel und auf Messen sowie als Ansprechpartnerin am AquaPhone und für Fachfragen im Frageforum. Seit langem beschäftigt sie sich mit der Nano-Aquaristik und hat das Buch „Nano-Süßwasseraquarien“ für den NTV (Natur und Tier-Verlag, Münster) geschrieben.

* Heinz Brehmer: Aquarienfische gesund ernähren, Ulmer-Verlag 1997

Wie fressen Fische in der Natur?

Fische sind den ganzen Tag über auf Nahrungssuche. Futter finden sie unter Steinen, zwischen Wurzeln oder auch Pflanzen. Der Verdauungsapparat der Fische ist dafür ausgelegt, u.a. Kleinstlebewesen aufzunehmen. Als Aquarianer ist man darauf bedacht, Fische möglichst artgerecht und naturnah zu füttern. Mit Tetra FreshDelica erhalten die Fische ein weiches und langsam sinkendes Gelfutter, das alle Nährstoffe für die Gesundheit enthält und zugleich für eine gute Wasserqualität sorgt. Der Hauptanteil an Kleinstlebewesen wie Krill, Brine Shrimps, roten Mückenlarven, Artemia Nauplien, Cyclops sowie die hochwertige Nori Alge, das langsame Sinkverhalten und die Konsistenz von Tetra FreshDelica fördern das Jagd- und Suchverhalten bei Fischen und damit die Verdauungsenzymproduktion für eine optimale Futterverwertung.

Neben der Darreichungsform von Futter spielt die Zusammensetzung eine große Rolle. Die Nahrung muss eine hohe Konzentration an essentiellen Nährstoffen enthalten. Denn nur artgerechte Ernährung und beste Futterverwertung führen langfristig zu einer stabilen guten Wasserqualität mit geringer Keimzahl. So sind Eiweiße die „Baustoffe“ eines Lebewesens. Sie bestehen aus Aminosäuren, welche der Fischkörper häufig selbst nicht herstellen kann, und müssen daher unbedingt durch die Nahrung aufgenommen werden. Fette sind der Brennstoff des Stoffwechsels. Besonders wichtig ist hierbei ein hoher Anteil an ungesättigten Fettsäuren, die in Fischölen enthalten sind. Sie unterstützen somit u.a. das Wachstum und die Regulation des Blutdrucks. Kohlenhydrate dienen als Energielieferanten. Herbivore (überwiegend pflanzenfressende) Fische, z. B. Karpfenfische, können Kohlenhydrate in körpereigenes Fett umwandeln. Vitamine und Mineralstoffe sind nur begrenzt lagerfähig und lichtempfindlich. Mineralstoffe werden von den Fischen aus dem Wasser entnommen. Sehr weiches Wasser oder Osmosewasser kann daher schnell zu einem Mineralstoffmangel führen. Ballaststoffe sind nichtverdauliche Nahrungsbestandteile. Hierbei handelt es sich aber nicht um „Ballast“, sondern um wichtige Stoffe, die den Darm zur Verdauung anregen. Beispiele sind Chitin aus Wasserflöhen und Cyclops oder Zellulose aus Pflanzen. Unverdaulich für Fische und damit lebensgefährlich sind Kollagen, Sehnen, Muskeln oder Knorpel von Säugetieren. Durch eine solche Fütterung, z.B. in Form von Rinderherz, können Fische einen Darmverschluss erleiden und sterben!